Leben

25 Jahre Mauerfall

Von Anna am 06. November 2014

25 Jahre Mauerfall und unser Büro direkt am alten Grenzübergang Bernauer Strasse.

An diesem Wochenende bedeutet das für uns Absperrungen rund um unser kleines Geschenke-Habitat, die Freude auf 6000 leuchtende Luftballons, die die Stadt zum Jubiläum steigen lassen wird und auch ein kleiner Schrecken, dass das jetzt wirklich schon 25 Jahre her sein soll, dass wir den Mauerfall miterlebt haben.

MERISIER ist ein West-Berliner Kind das jetzt im Osten wohnt. Aus Kreuzberg sind wir vor 15 Monaten in den Osten Berlins nach Mitte umgezogen. Heute können wir von unseren Arbeitsplätzen aus über die Mauer Seifenblasen in den ehemaligen Westen pusten. Wir vier auf den Bildern sind übrigens nicht nur ein Teil der MERISIER Familie sondern auch gebürtige West-Berliner und in letzter Zeit tauschen wir immer wieder unsere Erinnerungen und Geschichten zu dieser besonderen Zeit aus. Ronald (trägt einen Zaubererhut im Bild ganz unten) hat sich bereiterklärt eine zwei Erinnerungen mit Euch zu teilen.

Mauer alt klein
Mauer alt alt

Ronald erzählt:

Ich war 11 Jahre alt als meine Eltern mich eines Morgens mit den Worten weckten, dass die Mauer gefallen sei. So richtig verstehen konnte ich das damals noch nicht. Klarer wurde mir das dann, als ich Tage später mit meinem kleinen Bruder auf dem Fahrrad zur Mauer zwischen Zehlendorf und Kleinmachnow fuhr. Wir waren mit Hämmern, riesigen Schraubenziehern und Stemmgerät ausgerüstet. Zurück kamen wir mit einigen sehr ansehnlichen Bruchstücken der Mauer und konnten stolz unser Kinderzimmer damit dekorieren.

25 Jahre Mauerfall
25 Jahre Mauerfall
25 Jahre Mauerfall

Unser Vater sagte: “Jungs, jetzt könnt ihr grenzenlos fressen.”

Komplett begriffen habe ich das Ausmaß dieses grandiosen Ereignisses unserer jüngeren deutschen Geschichte allerdings auf einer Reise von Berlin nach Hamburg. Zu Zeiten der Grenzkontrollen hatten unsere Eltern meinen Bruder und mich immer dazu angehalten, unsere großmütterlichen Fresspakete erst nach der Grenzkontrolle zu öffnen, da damit meist ein kleineres Gerangel um den besseren Keks oder die Schokolade des anderen verbunden war. Mit anderen Worten: wir stritten ein wenig und das gerne auch lautstark. Unsere Eltern wollten eine Komplettdurchsuchung des Wagens durch die Grenzpolizisten vermeiden und liessen uns daher friedlich ohne die leckeren Vespertüten warten, bis wir die Kontrolle hinter uns gelassen hatten. Das hatte sich seit dem 09. November 1989 schlagartig geändert. Unser Vater sagte: “Jungs, jetzt könnt ihr grenzenlos fressen.”

Wir haben uns daran gehalten und ich kann mich auch an keinen Streit mehr erinnern. Der war wohl eher durch die lange und angespannte Wartezeit entstanden. Ein tolles Gefühl von Freiheit.

Anna Bojic ist Gründerin und Geschäftsführerin von MERISIER.